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Bei Tisch

Tischknigge

Klammerth-Geschäftsführerin Martina Weinhandl lässt Aussagen ihres Großvaters, Siegfried Nagl Senior, Revue passieren, die heute noch Gültigkeit haben.
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Gutes Benehmen macht das Zusammenleben angenehmer – vor allem bei Tisch. Davon ist Martina Weinhandl überzeugt. In diesem Beitrag gibt sie einige Weisheiten ihres Großvaters preis. 

Adolph Freiherr von Knigge: 1752 geboren, war sein Ansinnen die Aufklärung der Menschen. Sein Buch „Über den Umgang mit den Menschen“, das 1788 erschien, sollte die Menschen im Umgang miteinander unterstützen und sie vor Enttäuschungen schützen. Nach seinem Tod wurde das Buch immer wieder modernisiert. Erst dadurch wurde daraus die Anstandsfibel, als die sie heute bekannt ist.
Gutes Benehmen macht das Zusammenleben angenehmer.
Martina Weinhandl


„... und patz ma net mei Tischtuach an, wal i des net leidn kann.“ Mit diesen Worten schließt Herms Fritz sein Gedicht puziwuzi im Sterz Nr. 44 und wirft damit 1988 einen satirischen Blick auf die Absurdität überbordender Benimmregeln. Die Generation, die diese Regeln befolgen musste, hat sich emanzipiert und von vielen Einschränkungen befreit. Ängste vor einer Blamage beim Essen von Krebs oder Fisch sind verflogen, heute geht es im Restaurant entspannter zu. Die Lust am Genuss, Wohlfühlen und die Gesellschaft von Familie und Freunden stehen im Vordergrund. 

In der gehobenen Gastronomie sind Tischmanieren nach wie vor gefragt, wenn auch in abgeschwächter Form und nicht mehr so formell. Auch sie haben sich dem Zeitgeist unterworfen, viele sind nur noch eine Anekdote aus vergangenen Tagen. Durften im Mittelalter Frauen noch nicht bei Tisch sitzen, so gibt es heute keine Sitzordnung mehr. Bereits im 11. Jahrhundert gab es Benimmregeln, etwa nicht mit vollem Mund zu sprechen, keine zu großen Stücke in den Mund zu stopfen oder mit dem Essen zu warten, bis alle ihre Speisen auf dem Teller haben. Einst nur vom Adel beachtet, übernahm mit der Zeit das Volk diese Tischmanieren, wie das Händewaschen vor dem Essen oder nicht ohne Einladung vom Nachbarteller zu stibitzen.

 „Löffel und Gabel werden zum Mund geführt, nicht umgekehrt“, trichterte Siegfried Nagl Senior seinem Sohn Siegfried Nagl Junior und mir ein. Er gab Erfahrungen und Lebensweisheiten gerne an die jüngere Generation weiter. So lebt die Tradition in der Familie weiter. Mir sind noch viele Tischetiketten von Opa in liebevoller Erinnerung. So betonte er immer, dass Brotteller nicht verschoben werden dürfen. Von Brot und Gebäck werden mundgerechte Stücke gebrochen. Darauf kommen Butter oder Aufstrich und das Brot wird gegessen. Waren die Stoffservietten auf dem Schoß zu groß, gab Opa den Rat, die Serviette zu einem Dreieck zu falten. Und da war noch die Ansage, dass nur jene Speisen geschnitten werden, die nicht mit der Gabel geteilt werden können. Eine lange Tradition hat auch das kurze Tischgebet vor den Mahlzeiten.

Tipp

  • Auch wenn es noch so schwerfällt – der treueste Begleiter hat bei Tisch nichts zu suchen. Das Handy bleibt beim Essen am besten ausgeschaltet. Am Tisch ständig auf das Telefon zu starren oder gar zu telefonieren ist respektlos. 
  • Lebensmittel verschwenden ist out. Reste werden nicht weggeworfen. „Doggybags“ dürfen vom Restaurant mit nach Hause genommen werden. 
  • Weingläser werden am Stiel gehalten. Zum einen ergibt dies einen schönen Klang beim Anstoßen, zum anderen wird ein Erwärmen des Weins vermieden.
Copyright: Zwiesel Kristallglas AG (Gedeckter Tisch mit Kerze), P. Riedler/photoworkers.at (2 Fotos: Gedeckter Tisch mit Brötchen auf Teller und Dame, die Tisch deckt)