Klammerth – Eine Geschichte von Stil, Qualität und Tradition.


Im Biedermeier-Graz ließ es sich gut leben. Sicher - es gab noch keine Straßenbahn, keine elektrische Beleuchtung, keine Kanalisation, lauter Dinge, mit denen wir uns gar nicht mehr ohne, ein Heute vorstellen könnten. Damals kannte man sie nicht und vermisste sie also auch nicht, dafür war das Bedürfnis nach geselligem Leben sehr ausgeprägt. Es gab Faschingsbälle und sonstige Feste, wie etwa das Blumenfest und das Fischerfest, auch fanden mehrmals im Jahr Jahrmärkte auf dem Hauptwachplatz (wie der Hauptplatz damals hieß) und in der Herrengasse statt. Die großen Veranstaltungen zogen nicht nur kauflustige Grazer, sondern auch die Leute vom Land an. Vielleicht war dies auch ein Grund, warum Johann Karl Klammerth gerade an diesem Platz im Jahr 1840 ein Geschäft eröffnete.

Johann Karl Klammerth stammte aus Znaim (Znojmo) im heutigen Tschechien. Dort betrieb er eine Steinfabrik bis er mit seiner Familie nach Graz in das alte Palais der Grafen Breuner und Lamberg zog. 
1844 ist der gleichname Sohn des Gründers, Johann Karl Klammerth geboren und absolvierte eine Lehre. 1867 übernahm er die Firma von seinem Vater und erweiterte die Geschäftsräume auf den ersten Stock und fügte eine Glasabteilung hinzu. Bis zum Jahr 1917 wurde die Firma von dem Sohn Johann Karl Klammerth geleitet, bis unglücklicherweise der damals 39 Jahre alte Sohn Carl tödlich verunglückte. 

Als der zweite Weltkrieg begann hatte Klammerth einen Juden noch sieben Monate nach dem Anschluss angestellt, sodass die SA zum Inhaber des Geschäftes in die Herrengasse kommen musste, dass der Jude entlassen werde. Zuerst weigerte sich der INhaber. Als er aber gezwungen wurde, den Juden endlich zu entlassen, schrieb er ihm einen langen Brief. 
Er schrieb, dass auf Grund der jetzigen Lage er ihn leider nicht mehr in seiner Firma beschäftigen könne. Er bedankt sich sehr für die Arbeitswilligkeit und den Fleiß, mit dem er stets gearbeitet hatte und schenkt er ihm 1500 Reichsmark, die die drei Monate Kündigungszeit, dreimonatige Abfertigung, das Weihnachtsgeld und die Entschädigung für die Überstunden beinhalten. Er wünschte ihm das Beste für sein folgendes Leben.
Es war ziemlich mutig vom Geschäftsführer Klammerth einen solchen Brief zu verfassen. Denn wer etwas gegen Hitler schriebe oder tat, wurde auf der Stelle eingesperrt. Er äußerte nicht direkt etwas gegen die Staatsreform Hitlers oder gegen Hitler selbst, doch er bedauerte und verstand nicht, warum er einen fleißigen Juden entlassen sollte. Dies traute er sich zu kritisieren.

Dies mochten wohl die wesentliche Grund gewesen sein, dass Johann Karl keine Freude mehr am Geschäft hatte und es somit an seinen besten Mitarbeit Josef Hahn weiterverkaufte. 

Dieser, ungewöhnliche geschäftstüchtige und sagenhaft sparsame, verdiente das Vertrauen seines ehemaligen Chefs. Das unternehmen florierte. In den heutigen Parterre-Räumen der Firma Klammerth befand sich ein Textilien Geschäft, welches nachdem Josef Hahn sich mit dem Firmengründer Franz Schönbauer zusammen tat, aufgekauft wurde.
Einige Jahre später zahlte Josef Hahn seinen Gesellschafter Franz Schönbauer aus und wirtschaftete alleine weiter; mit großem Erfolg, wie bisher. 
Das Haus Klammerth belieferte nicht nur einige Fürstenhäuser, unter ihnen den Großfürsten Michael Nikolajewitsch, sondern auch eine vollständige Einrichtung in Glas und Porzellan für die Burg in Graz. Die Folge dieses ehrenvollen Auftrages war die Betitelung des Unternehmens als ,,k.u.k. Hoflieferant", welchen nicht viele Kaufleute in Graz tragen durften. 

Als Josef Hahn im Jahr 1948 starb, geschah etwas Ungewöhnliches. Es gab nun sechs Gesellschafter, und zwar die drei Kinder Hahns und drei seiner Mitarbeiter. Die Firma wurde bis heute als ,,Josef Hahn's Erben" weitergeführt. 

1955 trat der Bankangestellte Nachkomme Siegfried Nagl als Verkäufer in den Betrieb ein, welcher er 1962 übernahm. In den 1980er Jahren startete die Familie Nagl einen großen Umbau zum "Haus der Tischkultur". Die Firma Klammerth wurde zu einem der größten Porzellan - und Glaswarenhäuser Europas. 

1988 übergab Siegfried Nagl den Betrieb an seinen ältesten gleichnamigen Sohn Siegfried Nagl jun., der mit seiner Ehefrau Andrea das Unternehmen führte. Es existiert nun nur mehr Klammerth in der Herrengasse in Graz, sonst ist Klammerth auch heute noch in keiner anderen Stadt vertreten. Bald übernahm jedoch Andrea das Geschäft, da sich Siegfried Nagl jun., der Politik widmete und Bürgermeister von Graz wurde. Doch mit vier Enkelkindern scheint der Fortbestand des Traditionsunternehmens J.K. Klammerth und Josef Hahns Erben gesichert zu sein. 

Heute gibt es zwar keinen Kaiser Franz Josef I. mehr, aber es wird auch noch immer vielen Politikern oder anderen angesehen Menschen, sowie treuen Kunden geliefert. Denn Klammerth verkauft nicht nur Porzellan wofür das Geschäft bekannt ist, sondern sie sind auch im ganzen Küchenbereich, sowie auch in der Tischdekoration vertreten.